Page 7 - Rudolf Giesselmann - Stückgut - 21 Hafenarbeiter im Portrait
P. 7
Augenmaß außer Kraft. Die Größe der Umge- möglich. „21 Hafenarbeiter im Portrait“, heißt
bung verkleinert die Menschen nicht. es ja schließlich und schlicht auf dem Titel.
Verschwiegen wird die Größe aber den- Nirgends sieht man Sisyphosqualen, Ar-
noch nicht. Das kann man aus den Zwi- beiten, die nicht zu bewältigen wären. Am
schenbildern ermessen. Dort ist Einordnung, ehesten noch im Titelbild könnte sich ein
Topographie möglich. Man kann also rekon- Vergleich: David gegen Goliath aufdrängen.
struieren, ins Verhältnis setzen. Fühlt es aber Der Schiffsriese aber er scheint durch die
anders. unvollständige Aufnahme nicht als Ganzes
So wird die Umgebung zu einem relativen im Raum. Seine Seite wird zur Fläche, auf
Hintergrund der Portraits, der Arbeitsplatz ist der sich das Eigentliche abspielt, der Mensch.
in seinem ganzen Ausmaß da, aber nicht greif- Die Portraits in Rudolf Giesselmanns
bar, sondern Hintergrund, Kulisse. Greifbar „Stückgut“ öffnen so den Blick für den Men-
werden allein die Menschen und erst durch schen, nicht hinter, sondern vor den Kulissen.
sie die Arbeit. Und die Portraitierten lassen sich sehen,
„Du brauchst für große Kollis (einzelne kennenlernen, und zeigen eine souveräne
Frachtstücke) drei bis vier Mann“ heißt es freundliche Gelassenheit. Und Geduld, da die
in dem Gesprächsprotokoll von Karl-Heinz Sachen so gut wie immer sperrig sind.
„Lacky“ Lack. Man ist der Sache gewachsen.
Und mehr als dieses Handhabbare erscheint
auch kaum im Bild. Wilhelm Meyer,
Die Bilder laufen nicht Gefahr, der Größe zu Odernheim, 2011
erliegen, den Ausmaßen der Anlagen, Hallen
und Maschinen, der Zahllosigkeit der Fracht-
stücke, der Kraft der Kräne oder dem Flair der
Internationalität. Portraits wären so auch kaum
7